Bruno Müller-Linow (1909–1997) Gemälde und Grafik

1941/42 erhielt er ein Stipendium an der Deutschen Akademie in der Villa Massimo in Rom, das ihn vorübergehend dem Kriegsdienst entzog. Nach seiner Gefangenschaft und der Vertreibung seiner Familie aus Lauenburg im Jahr 1945, was auch den Verlust sämtlicher Bilder bedeutete, folgte ein Neubeginn als Lehrer an der Braunschweiger Werkkunstschule.
1956 wurde er schließlich Professor für Zeichnen, Malen und Graphik an der Technischen Hochschule in Darmstadt, wo er über seine Emeritierung hinaus bis 1988 lebte. Die letzten Lebensjahre verbrachte Müller-Linow, noch im hohen Alter mit ungebrochener Kraft zeichnend und malend, in Hochscheid im Hunsrück.
Reisen verschafften ihm zu jeder Zeit seines Lebens neue Eindrücke. Auch Hessen hat er durchreist und die Reize der verschiedenen Landschaften und Orte mit Stift und Pinsel festgehalten. Davon erzählt sein 1981 erschienenes Buch mit dem Titel “Gemaltes Hessen”. Dort bekannte er, “dass es heute noch ein sehr ernsthaftes Anliegen sein kann, die Schönheit eines Hinterhofes in Hessen mit moderner Palette und voller Staunen zu malen”.
Erst in den 80er Jahren begann die Kunstgeschichte die bedeutende künstlerische Leistung all jener Maler zu entdecken, die sich nicht der ungegenständlichen und nach Kriegsende vorherrschenden Stilrichtung angeschlossen hatten, sondern – wie Müller- Linow – seit Ende der zwanziger Jahre eine kraftvolle Bildsprache entwickelten, für die heute der Begriff “Expressiver Realismus” gebräuchlich geworden ist.
Auch wenn die Ausstellung nur einen Bruchteil seines umfangreichen Werks zeigen kann, macht die getroffene Auswahl dennoch deutlich, auf welch hohem Niveau Müller-Linow sein künstlerisches Metier ausübte. Entsprechend breit war sein thematisches Spektrum, von Bildnis und Figurenkomposition bis Interieur und Stillleben. Doch seine Passion waren Landschaften.
Durch sie ließ sich der Maler verführen zum “Bemühen, Entdecken und auch Sich-Einfinden” (Hans-Jürgen Imiela) – ob in Hessen oder anderswo.